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Nachfolgend drucken wir das Extrablatt vom 19. August von El Antiimperialista ab, Zeitung der Grupo Espartaquista de México, Sektion der IKL.

Die Lage der Frauen in Mexiko ist einfach grauenhaft: häusliche Gewalt, Vergewaltigung, gewaltsames Verschwindenlassen, Mord. So wie im Fall von Milagros Monserrat, die am 10. August am helllichten Tag in den Straßen von León, Guanajuato, erstochen wurde und verblutete. Es ist klar, dass der dringende Appell der Frauen lautet, dem ein Ende zu setzen. Aber wie? Als unmittelbare Forderung zum Schutz vor der brutalen täglichen Gewalt fordern wir: Waffen für die Frauen! Die Bewaffnung der Frauen würde sich unmittelbar auf die Zahl der Angriffe auswirken, da sie potenzielle Angreifer dazu veranlassen würde, es sich zweimal zu überlegen, bevor sie handeln. Wie man so schön sagt: Gott schuf Mann und Frau, und Samuel Colt machte sie gleich.

Mit diesem Aufruf greifen wir direkt den Macho-Paternalismus an, der Frauen so hinstellt, als bräuchten sie zu ihrer Verteidigung Männer und den bürgerlichen Staat. Gleichzeitig wendet sich unser Aufruf gegen die gescheiterten Projekte, die von Feministen und Populisten propagiert werden: Forderungen nach mehr Sicherheit (was mehr Polizei auf den Straßen bedeutet), die Trennung von Männern und Frauen in Verkehrsmitteln und bei Demonstrationen, die Bitte an die Regierung, minimale Reformen durchzuführen. Die Forderung nach Bewaffnung der Frauen stellt das Gewaltmonopol des mexikanischen kapitalistischen Staates in Frage – der Polizei, der Gefängnisse, der Armee und der Gerichte –, das dazu dient, die Herrschaft und die Profite der Ausbeuterklasse aufrechtzuerhalten. Der Staat hat kein Interesse an dem Kampf für die Frauenbefreiung, sondern an der Aufrechterhaltung der Unterdrückung.

Die Bewaffnung der Frauen wäre eine unmittelbare Antwort auf die Epidemie gewalttätiger Übergriffe gegen sie, löst aber das Problem nicht. Die überwältigende Mehrheit der Fälle von Gewalt gegen Frauen ist auf häusliche Gewalt zurückzuführen, die von Partnern und innerhalb der Familie verübt wird. Eine Waffe würde in einigen Fällen helfen, aber diese Situationen sind kompliziert und ihre Bewältigung ist nicht nur eine Frage der physischen Verteidigung gegen Gewalt. Die brutalen Bedingungen für Frauen in Mexiko sind ein direktes Produkt der gesellschaftlichen Rückständigkeit des Landes, verursacht durch die imperialistische Unterjochung der gesamten Nation. Dies zeigt sich am deutlichsten in der extremen Rückständigkeit auf dem Land und den elenden Lebensbedingungen der Bauernschaft und der indigenen Bevölkerung, aber auch in den großen Städten mit ihrer großen sozialen Ungleichheit. Um nicht nur die Frage der Gewalt gegen Frauen, sondern ihre Unterdrückung im Allgemeinen zu lösen, ist es notwendig, das gesellschaftliche Entwicklungsniveau des Landes zu heben. Das bedeutet, den Imperialisten die Ressourcen und die Infrastruktur zu entreißen, die dafür nötig sind. Der Kampf gegen die Frauenunterdrückung erfordert eine massive Verbesserung der öffentlichen Dienstleistungen: kostenlose und hochwertige Gesundheitsversorgung, Bildung für alle, Kinderbetreuungseinrichtungen, öffentliche Kantinen. All das würde dazu beitragen, die häusliche Sklaverei, zu der Frauen verurteilt sind, zu beseitigen.

Ein Kampf für Frauenbefreiung, der vom Kampf für soziale und nationale Emanzipation losgelöst ist, ist zum Scheitern verurteilt. Das feministische Programm propagiert genau dies; es spaltet die Gesellschaft entlang der Geschlechtergrenzen, nicht der Klassengrenzen. Feminismus ist ein Hindernis für die Frauenbefreiung, weil es die Klasseneinheit zerbricht. Nur durch einen Kampf gegen den Imperialismus und den Kapitalismus kann die Lage der Frauen wirklich verbessert werden. Wenn man versteht, dass die Kämpfe für soziale, nationale und Frauenemanzipation untrennbar miteinander verbunden sind, dann ist klar, dass die männlichen Arbeiter für die Sache der Frauen unverzichtbar sind. Umgekehrt müssen natürlich auch die Männer für die Perspektive der vollen sozialen Emanzipation der Frauen gewonnen werden, um die soziale und nationale Emanzipation der Arbeiter selbst zu erreichen. Der Kampf für die Befreiung der Frau wird nur unter kommunistischer Flagge erfolgreich sein.